Beruf Künstlerin
ein Referat über Frauen in der Kunstgeschichte
Die Frau als Künstlerin
Malerinnen waren von Beginn an Außenseiterinnen in einer Männerdomäne, in der zwar angeblich nur das Talent zählte, die sich jedoch kaum entgegenkommend zeigte. Es herrschte der Mythos vom Talent, das sich durchsetzt. Niemand würde heute einer Sängerin oder Tänzerin die Berechtigung zur Ausübung ihres Berufes absprechen, werden doch Stücke und Opern speziell für Frauen und über Frauen geschrieben. Genausowenig wie es heute jemand einer Frau abspricht, wenn sie den Beruf Malerin wählt. Doch bis heute war es ein langer Weg.
Virginia Woolfe hat einmal gesagt:
„A room of ones own“
Ein Zimmer für sich allein, um konzentriert arbeiten zu können, sei die erste Voraussetzung um überhaupt Schriftstellerin werden zu können. So ähnlich ist die Situation aller Frauen, die in anspruchsvollen und ungewöhnlichen Berufen arbeiten. Nicht nur in unserer Kultur waren und sind Männer und Frauen stark durch bestimmte Rollenerwartungen und eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung geprägt und eingeschränkt.
Doch es hat sie gegeben – die erfolgreichen, die berühmten Malerinnen, die es trotz allem verstanden sich durchzusetzen – es hat sie immer gegeben und es wird sie immer geben
Rückblick auf das Mittelalter
Im Mittelalter ist in der durch das Kloster bestimmten kulturellen Arbeit beides zu finden – die Rollenverteilung einerseits und die Möglichkeiten zu künstlerischer Tätigkeit von hoher Qualität. Allerdings waren Frauen von Bildhauerei, Steinmetzarbeit, Architektur und Bauarbeit überhaupt ausgeschlossen, ebenso von der „höheren Bildung“. Bekannter waren in dieser Zeit die Frauen als Kunstförderinnen, denn sie waren es, die Bücher in Auftrag gaben und sammelten (Illustration und Illumination von Handschriften wurden u.a. von Nonnen ausgeführt)
Rollen und Vorurteile
Im 16. bis 18. Jahrhundert verschlechterte sich die Situation u.a. durch die Reformation, die durch die vermeintlich gottgewollte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau jegliche Bildungsmöglichkeit einschränkte, die über häusliche Tätigkeiten hinausging. Und dennoch gab es in diesem Zeitraum Malerinnen und Grafikerinnen, die als Mitarbeiterinnen im väterlichen oder brüderlichen Atelier die Möglichkeit hatten Kenntnisse zu erwerben.
Artemisia Gentileschi, Tintorettos Tochter Marietta Robusti, Rosa Bonheur, Judith Leyster.
Akademien
Außerhalb der Werkstattausbildung im familiären Betrieb gab es nur sehr eingeschränkte Ausbildungsmöglichkeiten – die Akademien waren den Frauen verschlossen. Im 18. Jahrhundert verändert sich langsam diese Situation. Frauen richteten in Frankreich private Kunstschulen ein und auch in den Büchern der Academie royale de Paris wurden zwischen 1751 und 1791 111 Künstlerinnen geführt. Trotzdem blieb ihnen noch vieles verwehrt – sie durften nicht an Anatomie- und Akt-Klassen teilnehmen (entscheidend für die Historienmalerei). Erst gegen 1850 änderte sich dies und es dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bis eine Gleichstellung erreicht war.
1850 bis 1910
Die Kunstschulen und Universitäten öffneten sich nun auch für Frauen. Künstlerinnen hatten nun die gleichen Möglichkeiten der Ausbildung. Sie waren zwar nach wie vor darauf angewiesen, familiäre Erlaubnis und Unterstützung zu bekommen, hatten jedoch erstmals eine reelle Chance in der Öffentlichkeit anerkannt zu werden. Es entstand die erste Frauenbewegung.
Lernbedingungen: sog. „Frauenklassen“, es gab keine strukturierten Lehrpläne, Frauen waren Kopistinnen, es gab reine Frauenkunstschulen mit Dozentinnen-Tätigkeit. Es gab erstmalsVeröffentlichungen, Romane über Künstlerinnen und Medienruhm. Das weibliche Künstlertum war exotisch faszinierend und eignete sich für die Zurschaustellung, es gab erste Netzwerkgedanken und Künstlerinnenzirkel.
1910 bis 1970
Im 20. Jahrhundert konnten Künstlerinnen Karriere machen. Wenngleich Ablehnung, persönliche Umstände und die verinnerlichte Frauenrolle sie davon immernoch abhielten, hatten sie dennoch die Möglichkeit zur Berufsausübung. Selbst wenn sie nicht unbedingt Karriere machten, so ergriffen sie doch nach dem Schulabschluss einen Beruf. Frauen studierten an den gleichen Kunstschulen wie Männer, zeichneten Akte, nahmen an Wettbewerben teil, gewannen Preise, erhielten Stipendien, verkauften ihre Arbeiten und beteiligten sich am künstlerischen Geschehen. Sie vertraten ihre Länder in internationalen Ausstellungen und nahmen Aufträge an.
Eileen Agar, Isabel Bishop, Grace Hartigan, Barbara Hepworth, Frances Hodgkins, Käthe Kollwitz, Alice Nell, Georgia O´Keeffe, Ethel Walker, Meret Oppenheim
Oberflächlich gesehen gab es zwischen Künstlern und Künstlerinnen keine Unterschiede mehr, wenngleich Frauen mit Problemen kämpften, denen sich Männer nie gegenübersahen. Sie waren in erster Linie Frauen. Die Machtstrukturen waren immernoch männlich dominiert – Kunstschulen waren unter männlicher Leitung – Männer erteilten Aufträge – Männer wurden protegiert – Kritiker waren Männer – Museen wurden von Männern geleitet.
Nach wie vor regierte das Vorurteil, den Studentinnen mangele es an Originalität und Ernsthaftigkeit … und sie würden ja sowieso heiraten (bis in die 60er Jahre). Ein weiteres Vorurteil war, dass Frauen nur deshalb in Ausstellungen schwächer vertreten waren und ihre Arbeiten weniger in Büchern abgebildet seien, weil sie nicht genug Interesse zeigten, sie nicht fähig seien ihre Kreativität von der Mutterschaft auf die Kunst umzuleiten, weil sie sich nicht durchsetzen könnten, und weil sie einfach nicht gut genug seien.
Viele widersprüchliche Ideen existierten nebeneinander
– dass Talent geschlechtslos sei und sich immer durchsetzt
– dass die Kreativität der Frau sich aufs Gebären beschränkt.
– Das Unbehagen war jedoch unterschwellig – es blieb unausgesprochen – latent, aber dennoch spürbar
– Ein „richtiger“ Künstler war eben ein Mann – vital, exzentrisch, regelbrechend, mit einem weiblichen Modell.
– Feminismus und Solidarität waren out – niemand pries ein Werk nur weil es von einer Frau war
– Nach wie vor mussten Frauen hart um die „Erlaubnis“ kämpfen, Kunst studieren zu dürfen
– Oder sie wurden gefördert weil eine Frau eben Unterstützung braucht…
Es gab weit mehr männliche Dozenten, die die Bemühungen der Studentinnen unterminierten, als solche die sie unterstützen. Wenn ein Lehrer einen begabten Schüler förderte und eine begabte Schülerin verführte, wurde das als Lebenstatsache angesehen, nicht als sexistisches Verhalten. Wenn eine Frau dann tatsächlich Kinder gebar und eine Falmilie gründete, galt das als Bestätigung für ihren Mangel an Durchhaltevermögen. Den Frauen, die sich durchsetzen wollten blieb nur, dieses Verhalten zu ignorieren und einfach ihren Weg zu gehen. In der Avantgarde-Bewegung fanden sich einige aussergewöhnliche Frauen
Gabriele Münter, Meret Oppenheim, Leonora Carrington Zitat, Hannah Höch, (Alexandra Exter, Lyubow Popova, Olga Rozanova – Russische Avantgardistinnen)
Hierbei waren immer auch die Kontakte zu den avantgardistischen Malern förderlich
– Gabriele Münter lebte mit Wassily Kandinsky
– Hannah Höch gehörte zu den Dada-Künstlern (gegründet nach dem 1. Weltkrieg auf der Grundlage von Pazifismus und anarchischem Expressionismus)und lebte 7 Jahre mit Raoul Hausmann
– Männliche Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung ist ein Element der bildenden Kunst, erst wenn eine Frau beteiligt ist, wird die Begünstigung als solche gesehen und angelastet – geht es um einen Mann, wird kein Aufhebens darum gemacht.
Die Ausbildung und die Öffentlichkeit, die die neuen Kunstbewegungen nun hatten, ermöglichten den Frauen aktiv Anteil zu nehmen, sie waren in jedem Gebiet der Bildenden Kunst vertreten.
(Dadaismus; Neoprimitivismus; Kubismus; Futurismus; Suprematismus; Konstruktivismus; Surrealismus)
Im Surrealismus brachen die Frauen ebenso wie die Männer mit moral-gesellschaftlichen Tabus, wobei sich feststellen ließ, daß dies den Männern keineswegs gefiel. Ein Mann mit mehreren Frauen war anerkannt, eine Frau, die das gleiche tat, verpönt. Andererseits bot der Surrealismus den Frauen gleichberechtigte Möglichkeiten, denn die Malerei war ein Instrument der poetischen Vorstellungskraft.
Sie stellten z.B. eine durch ihr Geschlecht geprägte Version des Surrealismus vor. Sie nutzten die Kraft der Metaphorik um ihre komplexesten und schockierendsten Gedanken und Gefühle auszudrücken. Insoweit war der Surrealismus relativ frauenfreundlich (Meret Oppenheim – Lunch in furs). Der abstrakte Expressionismus der 1940er war dies nicht!
Wieder herrschte das Bild des egomanen, tabubrechenden, schwitzenden, eimerweise Farbe verspritzenden männlichen Künstlers mit T-Shirt und starken Armen. Erst nach Abflauen der Aufgeregtheit dieser männlichen Enklave, bekamen Frauen ihre Chance. (Grace Hartigan; Helen Frankenthaler)
Wobei Helen Frankenthaler zunutze kam, daß sie ausgezeichnete Beziehungen zu führenden Kritikern der Zeit (Clement Greenberg – formalistische Kritik) und Zugang zu Zirkeln von Jackson Pollock und Willem de Kooning hatte. Wiederum ein Beweis für die vorteilhafte Beziehung zwischen Lehrer und junger Schülerin, oder zwischen berühmtem Meister und Lehrling. Alice Neel reagierte auf den institutionalisierten Sexismus:
„Ich habe die Frauenbefreiung immer gebraucht. Ich hatte sie in mir, aber da draußen überrannten mich all diese Leute, obwohl ich als Malerin wesentlich besser war.“
Sie kämpfte jedoch nicht, sondern ließ sich 1958 psychologisch beraten, wie sie ihre Werke der Öffentlichkeit vorstellen könnte.
Der Widerspruch dieser Zeit war, daß Talent einerseits als geschlechtslos galt, Frauen aber andererseits ständig gefragt wurden, ob sich ihre Kunst von der der Männer unterscheide. Meist wurde von den Frauen jeder Unterschied bestritten. Sonja Delauney auf diese Frage: „Ich sehe da keinen Unterschied. Es gibt gute und schlechte, genau wie bei den Männern.“ Das Thema „Verschiedenheit der Geschlechter“ war nicht totzukriegen. Barbara Hepworths (verzweifelt): „Ich habe nie verstanden, warum das Wort weiblich als Kompliment für das eigene Geschlecht gilt, wenn man eine Frau ist, aber auf alles andere angewandt eine negative Bedeutung hat. Die weibliche Sichtweise ist zur männlichen komplementär.“ Sie wagte die Behauptung, dass ihre Herangehensweise in der Bildhauerei teilweise ihrem Frausein zuzuschreiben sei.
„…weibliche Erfahrung hat einen großen Anteil an der Wahrnehmung von Formen….viele Ideen entspringen einer innerlichen Vorstellung von Form…dann berührt mich nicht so sehr, das was ich sehe, sondern das was ich fühle…“
Manche Frauen machten Frauen zu ihrem Sujet
- Hannah Höch kritisiert Luxusleben, Schönheitsideale, Frauenrolle.
- Alice Neel faszinierten schwangere Frauen – sie malte sie nackt.
- Isabel Bishop malte berufstätige Frauen.
- Käteh Kollwitz bildete das Leid und das Heldentum der Frauen ab.
- Grace Hartigan versuchte die Beziehung zwischen Frauen und dem Rhythmus der Natur darzustellen.
Ebenso hartnäckig wie das Vorurteil gegen Amateurinnen hielt sich auch die Vorstellung, Frauen müssten nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Sonja Delauney verlor in der russischen Revolution ihr Vermögen und verdiente 20 Jahre lang für ihre Familie (Ehemann und Sohn) mit Textildesign den Lebensunterhalt. Ethel Walker versuchte ständig sehr selbstbewußt, ihre Arbeiten zu verkaufen – wenn nötig auch mit viel Eigenlob und Hinweis auf Fremdlob – wer sollte sonst die Rechnungen bezahlen?
Familie
Allen Frauen gemeinsam ist, daß – anders als bei Männern – eine Eheschließung und Kinder die Fortsetzung der Karriere erst einmal in Frage stellt. Die Künstlerinnen bemühten sich zu beweisen, daß die familiären Verpflichtungen keinen Einfluß auf ihre Arbeit hatten. Barbara Hepworth und Käthe Kollwitz widmeten einige Arbeiten explizit ihren Kindern. Dies ist wiederum ein Beweis dafür, daß es wohl nötig war, die allgemeine, unterschwellige Meinung wenigstens zum Schein zu widerlegen, dass Frausein, Mutterschaft, Ehe und Künstlertum nicht vereinbar seien.
Öffentlichkeit
In zunehmendem Maße war es den Frauen möglich, aber auch nötig, um bekannt zu werden sämtliche Mittel der Publikation zu nutzen, sei es durch eigene Artikel in Kunstzeitschriften, durch Kataloge, Verfassen von Manifesten, Gründung von Gruppierungen, Dokumentationen und andere Veröffentlichungen, denn in diesem Zeitalter bestimmten zunehmend Zeitungen darüber, wer bekannt wurde und wer nicht. Es war wichtig geworden, die Kunst wie einen Markenartikel der Öffentlichkeit einzuprägen. Mittlerweile gab es auch weibliche Kunsthändler und Galeristinnen, die der Frauenkunst wohlwollend gegenüberstanden.
Die 60er Jahre
Die 60er Jahre führten zu einer vermehrten Verunsicherung der Frauen. Trotz vordergründiger Gleichberechtigung, sahen sie die Widersprüche deutlicher als je zuvor – es galt nach wie vor die männliche Dominanz als Norm. Dies führte zum einen zu Verhaltensweisen wie der Verleugnung der eigenen Weiblichkeit, als Frau eben anders zu sein als gewöhnliche Frauen, Rücksichtslosigkeit und Macho-Gebahren… Der Feminismus winkte.
1970 und später
Nun begannen die Frauen, die Spielregeln selbst zu ändern.
Jennifer Bartlett, Judy Chicago, Mary Kelly, Miriam Shapiro, Faith Ringgold, Louise Bourgeois, Kiki Smith, Jenny Saville, Tracy Emin, Sophie Calle, Janine Antonioni, Marina abramovic, Sylvia Sleigh, Cindy Sherman, Rachel Whiteread, Mona Hatoum, Susana Solano,
Nachdem ihr klar geworden war, daß sie bisher nur Anerkennung gefunden hatte weil sie ihre weiblichen Vorstellungen von Form und Inhalt verdrängt hatte, gründete Judy Chicago gemeinsam mit Miriam Shapiro (1972) das Womanhouse. In einem beispiellosen feministischen Kunstprojekt wurde nach spezifischen weiblichen Ausdrucksformen und Problemstellungen geforscht und gearbeitet. Die Frauen beschäftigten sich mit z.B. folgenden Problemen:
– chauvinistische Einstellungen im Alltag und innnerhalb der Strukturen von Kunsthandel und Ausstellungen
– die männliche Welt der Kunst mit ihren Instituionen, Sichtweisen, Überzeugungen und Werten
– Gegen das Klischee, das Talent habe kein Geschlecht (denn das hatte nicht zur Gleichberechtigung geführ)
– Jahrhundertealte parteiische Behauptungen (Mangel an Ernst, Schwäche, mang. Durchsetzungsvermögen)
Der Feminismus bot nun ein klares Ziel – den Kampf gegen die bestehenden Regeln
Es war jedoch keineswegs unumstritten innerhalb der feministischen Bewegung, woran es denn nun läge, daß Frauen nach wie vor unterrepräsentiert waren, obwohl sie mittlerweile mehr als die Hälfte der Studenten an den Kunsthochschulen stellten. War es so, daß frauenfeindliche Institutionen ihr Fortkommen verhinderten? Oder lag es an ihren eigenen verinnerlichten Einstellungen? Wie dem auch sei – die Bewegung löste erstaunliche Neuerungen aus. Die Künstlerinnen scheuten sich nicht mehr, Gefühle zu verletzen. Die offensichtlichen Ungerechtigkeiten rückten ins Bewußtsein der Öffentlichkeit. Die offen ausgesprochenen Fragen und Ideen stärkten das Selbstbewußtsein und die Frauen beschäftigten sich mit Aspekten der Kunst, die für Frauen von Interesse waren.
Themen der feministischen Kunst:
Ethnische Identität, Sexuelle Orientierung (z.B. Lesbierinnen), Sozialismus, Frauentypische Krankheiten, Fixierung auf Diät und Figur, Sex, Haushalt und Mutterschaft (praktische, nicht ideelle Prägung), Tabus wie Menstruation, Traditionell „weibliche“ Materialien (als Anspielung auf Rollenklischees), Weiche Skulpturen, Stoffe, Strick- und Näharbeit, Miriam Shapiro – erfand die „Femmage“ (feministische Version der Collage – Kombination aus Stoff und Malerei), Faith Ringgold – Stoffapplikationen (Geschichte der afro-amerikanischen Frau), Ihre Performancekunst beschäftigte sich mit den unbewußt gespielten Rollen und Verhaltensmustern – Sie schrubbten die Fußböden der Galerien – Kochten in Zeitlupe – Oder in endloser Wiederholung der immergleichen Tätigkeit – Sie traten nackt auf um den weiblichen Körper aus der traditionellen Betrachtung des künstlerischen Akts herauszulösen. Louise Bourgeois verdankt einen großen Teil ihres Erfolges der feministischen Bewegung (nicht zuzuordnende Installationen, Skulpturen und Zeichnungen) Die feministische Kunst sprach ein Publikum an, das immerhin aus der Hälfte der Bevölkerung bestand
Kunst von Frauen für Frauen…
Sie versuchten den Traum einer weiblichen künstlerischen Gemeinschaft zu verwirklichen. Es wurden Galerien von Frauen für Frauen gegründet, die „weibliche“ Kunstgeschichte wurde erforscht und in Kursen weitergegeben, den Frauen wurden Räume für ihr eigenes Kunstschaffen zur Verfügung gestellt, Kritikerinnen beschäftigten sich ausschließlich mit Werken von Künstlerinnen. Obwohl in den eigenen Reihen nicht unumstritten – leben wir dann in einem Frauenstaat?- hatten die Theorien enorme Resonanz auch bei Kuratoren und Kulturkritikern, denn sie boten Nahrung für den Hunger nach Sensationen
Besonders zu würdigen ist das Bestreben nach Dokumentation von Leben, Werk und Konzeption von Künstlerinnen und die Überprüfung der Kunstkritik auf Unfähigkeit zur gleichberechtigten Behandlung von Künstlerinnen, dieses Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Diese Forschungen haben dazu geführt, daß wir heute wissen, welche Schwierigkeiten die Frauen hatten und haben. Sie beleuchteten auch die Affekte, die diese Hemmnisse im Werke der Künstlerinnen widerspiegelt – Artemisia Gentlieschi – Rachekunst, Frida Kahlo – Chronik des Schmerzes
Leider führete das aber auch dazu, daß in keiner Künstlerinnengeschichte das leidvolle Element fehlen durfte, dass es zu einem delightfull horror wurde, einem genüsslichen Entsetzen.
Dabei wäre es auch wichtig zu betonen, daß es die andere Seite gab und gibt:
- Die Freude am Erfolg
- Die Stärke und Durchsetzungskraft
- Die Unterstützungen
- Der Beifall
- Die Befriedigung durch die eigene Arbeit
- Das Selbstbewußtsein und der unerschütterliche Wille,
ihren eigenen Weg zu gehen – komme, was da wolle!
Denn beide Seiten haben recht – Frauen stehen miteinander im gleichen Wettstreit wie Männer, sie erleben gleichermaßen Freude und Frust. Es gab Frauen, die sich weigerten für die feministische Theoriebildung herzuhalten.
Zitat Bridget Riley:
„Ich möchte nicht leugnen, dass die Gesellschaft jemanden der Künstler und zugleich Frau ist, mit besonderen Problemen konfrontiert. Meiner Meinung nach sind diese jedoch im Schwinden begriffen, und außerdem haben nur wenige männliche Künstler die entsprechenden physischen und sozialen Probleme umgehen können, z.B. Armut, Krankheit, verständnislose Ehepartner, Alkoholismus, räumliche Isolation usw. Auf Künstlerinnen bezogen, erscheint mir die Frauenbefreiung als naive Vorstellung. Sie setzt Ziele, die in diesem Kontext ziemlich absurd sind. In unserer heutigen Zeit können Künstler, die zufällig Frauen sind solche Hysterie ebenso gut gebrauchen wie ein Loch im Kopf.“
Auch Georgia O´Keeffe war nicht erbaut davon in die verletzte weibliche Ecke gestellt zu weren (auch wenn es Frauen taten), hatte sie doch ein Leben lang dafür gekämpft, daß ihre Kunst nichts damit zu tun hat.
Wie dem auch sei, die Geschichte musste möglicherweise so sein, denn all das hat dazu geführt, daß Frauen in einer männlich dominierten Welt den Kampf für ihren eigenen Weg aufgenommen haben. Einen Weg, den sie heute noch immer gehen und wohl auch nie mehr verlassen werden.
Quellen:
GEDOK Gestern und Heute „Kontrapunkt“ 1992 – Dokumentation zum 50. Todesjahr der Gründerin Ida Dehmel
Frances Borzello – „Ihre eigene Welt“ – Frauen in der Kunstgeschichte
Renate Berger „Und ich sehe nichts, nichts als die Malerei“
Klaus Honnef – Kunst der Gegenwart
ZKM – Kunst der Gegenwart